Unbedingter Wille im Premierenjahr

Coach der D-Juniorinnen der JSG Obere Nidder stolz auf erste Runde seiner Mädels +++ Gegen Jungs auf dem Platz +++ Traum von einer Damen-Mannschaft +++


Dennis Werner ist so manchem FuPaner vielleicht als Spieler der SpVgg Hartmannshain/Herchenhain/Burkhards bekannt. Aber der 23-jährige Mittelfeldmann engagiert sich auch an der Seitenlinie: Als einer der Trainer der recht neu gegründeten D-Juniorinnen-Abteilung der JSG Obere Nidder. Im Gespräch erzählt er davon, wie es zu diesem Engagement kam, was die Vorteile im Spiel gegen Jungs sind und wo die Reise für die Mädchenabteilung - bei der noch Platz für weitere fußballbegeisterte Mädels der Region ist - im Idealfall hingehen soll.   

 

Hallo Dennis, du bist Jugend-Coach der JSG Obere Nidder. Wie kam es bei euch letztes Jahr denn zur Idee der Gründung einer D-Jugend-Mädchenmannschaft?

Das hat damit angefangen, dass mein Trainerkollege und ich seit zwei Jahren in einer Mannschaft zusammen spielen. Seine Zwillinge sind gut mit meiner kleinen Schwester bekannt. Aus der Idee heraus, dass die Mädchen zum gemeinsamen Kicken einen einheitlichen Anlaufort haben und nicht so viel fahren müssen, haben wir den Schritt dann nach einigen Wochen Überlegungszeit gewagt.

 

 

Ihr spielt ausschließlich gegen Jungs – gibt es in der Nachbarschaft nicht genügend Juniorinnen?

 

Wenn Mädchen in diesem Alter gegen Jungs antreten, sind die Entwicklungsschritte größer. Sie werden im Zweikampf mehr gefordert et cetera. Diese Art des Wettbewerbs mussten wir uns am Anfang reichlich überlegen. Es gab zwei Optionen: Gegen Jungs im Raum Büdingen, weil es kaum Mädchenteams hier gibt, oder im Kreis Frankfurt gegen andere Mädels. Das wäre abgesehen vom genannten Punkt der besseren fußballerischen Entwicklung mit der Frankfurt-Lösung aber für alle Eltern und Betreuer ungünstig gewesen, da man ständig in den Frankfurter Raum hätte fahren müssen.

 

 

Sind die Mädchen denn genervt davon, ständig Jungs auf dem Feld gegenüber zu stehen?

 

Klar gibt es hier und da mal Beschwerden, weil einige Jungs auch sehr zweikampfbetont auftreten und manche allein schon vom Körperbau her stämmiger sind. Es kommt aber natürlich auf den Spielertyp an. Die eine Spielerin ist eher zaghaft, die andere prescht in jeden Zweikampf vor wie ein Stier. Wir versuchen einfach regelmäßig den großen Entwicklungsvorteil zu unterstreichen. In diesem Alter ist der Unterschied im Bewegungsablauf und der Körperlichkeit zwischen den Geschlechtern auch noch nicht so krass wie später, dazu sind unsere Mädels in der Regel ja auch älter als die Jungs. Wir haben zwar ein paar aus dem 2006er-Jahrgang dabei, aber der Rest ist 2003-2005 geboren, wohingegen die meisten Jungs aus den Jahrgängen 2006/2007 stammen. Nur das Alter ist aber in der Zweikampfführung auch nicht entscheidend, und manchmal zahlt es sich richtig aus, die jüngeren Mädels quasi ins kalte Wasser zu schmeißen, was Fußballintensität angeht.

 

 

Wo liegen die großen Herausforderungen im Trainer-Alltag?

 

Auf Anhieb fällt mir da gar nicht so viel ein… Manchmal leidet altersbedingt die Konzentration des Teams, aber das geht ja jedem Jugendtrainer so, der mit pubertierenden Nachwuchskickern zu tun hat. Ansonsten scheitern hin und wieder Wechsel von Mädchen zu uns daran, dass diese dann doch lieber weiterhin in einer Jungs-Mannschaft kicken wollen und auch daran, dass ihnen aufgrund der Entwicklung unter Jungs abgeraten wird, in ein Mädchenteam zu wechseln. Wenn ich aber schaue, wie sich die gegnerischen Jungs gegenüber den Mädchen entwickeln – da gibt es keinen markanten Unterschied. Wir spielen nach einem Jahr richtigen Fußball, das ist für uns als Trainerteam großartig – und für die Mädels und ihre Eltern natürlich genauso. Von den Eltern oder gegnerischen Trainern zu hören, wie toll sich unsere Mannschaft doch entwickelt hat, ist das größte Kompliment für uns als Betreuer.

 

 

Was könnt ihr Mädchen aus dem Umland denn bieten, auf dass sie ausgerechnet bei euch die Schuhe schnüren sollen?

 

Unsere Mädels sind alle sehr umgänglich. In dem Alter wird es ja manchmal etwas unangenehm, wenn man im Jungsteam aktiv ist. Ich könnte mir schon vorstellen, dass Neulinge es bei uns da leichter und entspannter haben, vor allem was Gesprächsthemen angeht. Was ich in dieser Saison aber am meisten an den Mädchen zu schätzen gelernt habe, ist vor allem ihr Wille, in jedem Spiel drei Punkte zu holen, egal gegen wen. Da fällt es einem als Coach schwer, gerade in der Außenseiterrolle und im ersten Jahr als zusammengewürfeltes Team, die Balance zwischen Realismus und Optimismus zu bewahren. Wichtig waren uns aber auch nicht die Ergebnisse an sich, sondern Leistungssteigerungen und Entwicklungsschritte.

 

Wir haben das Team ja auch nicht einfach aus purem Hobbygedanken heraus gegründet. Sprich: Bei allem Spaß haben wir uns schon Ziele gesetzt und würden gerne mittelfristig einen Namen im Mädchenfußball erlangen, wie es aktuell Düdelsheim und Oberau gelungen ist. Wir wollen also vorankommen – und wenn viele Mädchen bei uns am Ball bleiben, wäre es richtig genial, irgendwann eine Damenmannschaft stellen zu können.